Beispielhaft findest du hier Hinweise zur Taufpraxis in der Kirchengemeinde Lieme, die aber weitgehend auch für andere evangelische Gemeinden gelten.
Der Auftrag zu Taufen gründet in einem Wort des auferstandenen Jesus an seine Gemeinde (Matthäus Kapitel 28, Verse 18-20).
“Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.”
Die Taufe ist unsere Antwort auf Jesu Auftrag. Sie gründet in unserem Glauben an Gott, als den Schöpfer dieser Welt, Jesus Christus als sein sichtbar gewordenes Mitsein in dieser Welt und den Heiligen Geist, als die lebendige Kraft, aus der Kirche und Gemeinde leben. Wir bezeugen diesen Glauben mit den Worten des “apostolischen Bekenntnisses”. Die Formulierungen fassen biblische Aussagen zusammen und dienten schon seit den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung den christlichen Gemeinden als Taufbekenntnis.
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige allgemeine christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Zu Beginn der Taufhandlung bitte ich die Eltern mit dem Täufling und den Paten (sowie Geschwister des Täuflings und Kinder aus der Familie), nach vorne in den Chorraum zu kommen und sich zur Gemeinde gewandt hinzustellen. Dort stelle ich die Tauffrage.
Pfarrer an Eltern und Paten:
“Liebe Eltern und liebe Paten, Sie bringen heute Ihr Kind,
damit es auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft werde.
Versprechen Sie, ihm von Gott zu erzählen,
den christlichen Glauben nahezubringen
und ihm zu helfen, als Christ in unserer Zeit zu leben,
dann antworten sie: Ja, mit Gottes Hilfe!”
Eltern und Paten antworten gemeinsam:
“Ja, mit Gottes Hilfe!”
Bitte besprecht, wer Euer Kind bei der Taufe über die Taufschale halten soll. Es kann z.B. ein Pate sein. Er/Sie muß Euer Kind so halten, dass sein Kopf über die Taufschale reicht, damit das Wasser gut fließen kann. Ich habe ein Tuch dabei, um nach der Taufe den Kopf Eures Kindes zu trocknen.
(Name des Täuflings), ich taufe Dich (unter dreimaligem Begießen mit Wasser)
auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Dann spreche Eurem Kind den Taufspruch zu, den Ihr auswählt.
Ihr könnt auch mit den Paten sprechen, ob vielleicht eine/r den Taufspruch verlesen und / oder Eurem Kind einen besonderen Wunsch oder ein Segenswort zusprechen möchte.
Das ist eine schöne Möglichkeit, soll aber niemanden unter Druck setzen, der sich unwohl fühlen würde, vor versammelter Gemeinde zu sprechen.
Bei der Auswahl eines Segenswortes oder anderen Fragen bin ich gerne behilflich.
Mit zwei Symbolen möchte ich nach der Taufe an Worte Jesu erinnern, die uns als Christen auf unserem Lebensweg geleiten können. Auch hier lade ich Euch und die Paten ein, aktiv mitzuwirken.
Die Taufkerze möchte ich Euch im Namen der Kirchengemeinde schenken. Sie soll an die Verheißung Jesu erinnern:
Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Ihr oder einer der Paten zündet die Taufkerze nach der Taufe an der Osterkerze auf unserem Abendmahlstisch an. Während des weiteren Gottesdienstes soll sie weiter brennen. Bei der Tauffeier, an den späteren Tauftagen oder den Geburtstagen kann sie immer mal angezündet werden und auch als Gesprächsanlass dienen.
Die Weintraube aus Tonpapier mit dem Namen Eures Kindes soll Euch daran erinnern, dass Jesus Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.
Ihr oder einer der Paten hängt die Traube, nachdem die Taufkerze angezündet wurde, an unseren Weinstock in der Kirche.
Dort erinnert sie daran, dass Euer Kind zu unserer Gemeinde gehört. Nehmt Ihr mit Eurem Kind an einem Gottesdienst teil, könnt Ihr immer wieder diesen Weinstock besuchen und Eurem Kind von seiner Taufe erzählen.
Zum Abschluss der Taufe möchte ich speziell Euch und den Paten einen Segenswunsch zusprechen.
Es gibt viele Möglichkeiten, einen Taufspruch auszuwählen. Manche wählen einen Vers aus, der in der Familie schon eine Tradition hat. Es gibt Bücher (Konkordanzen) die einen Großteil der Bibelverse nach Stichworten auflisten. Zum Beispiel alle Verse, die das Wort “Wahrheit” (155 mal in der Lutherübersetzung) enthalten.
Mir scheint es wichtig, den Taufvers sehr konkret für Euer Kind auszuwählen,
als ein Segenswort, das es auf seinem Lebensweg leiten möge.
Die folgende Auswahl an Bibelversen soll Euch helfen, eine Wahl zu treffen.
Dazu möchte ich Euch zugleich einen Vorschlag machen: Sucht doch zuerst unabhängig voneinander einen möglichen Taufvers aus. Und erst dann redet miteinander darüber! Erzählt Euch, was Euch bei der Wahl geleitet hat und welche Bedeutungen in den Worten der Bibelverse für Euch enthalten sind.
Des HERRN Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiß.
Psalm 33,4
Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohl machen.
Psalm 37,5
Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.
Psalm 50,15
Lobe den HERRN. meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat.
Psalm 103,2
Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.
Psalm 103,8
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Psalm 139,5
Weise mir, HERR, deinen Weg, daß ich wandle in deiner Wahrheit;
erhalte mein Herz bei dem einen, daß ich deinen Namen fürchte.
Psalm 86,11
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
Psalm 119,105
Laß mich am Morgen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf dich.
Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir.
Psalm 143,8
Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
Matthäus 5,3
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Matthäus 5,4
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Matthäus 5,5
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit;
denn sie sollen satt werden.
Matthäus 5,6
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Matthäus 5,7
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Matthäus 5,8
Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Matthäus 5,9
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihrer ist das Himmelreich.
Matthäus 5,10
Jesus spricht: Ich bin das Brot des Lebens.
Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern;
und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Johannes 6,35
Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt;
Johannes 11,25
Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Johannes 14,6
Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft,
daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler,
daß sie laufen und nicht matt werden,
daß sie wandeln und nicht müde werden.
Jesaja 40,31
Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen,
aber meine Gnade soll nicht von dir weichen,
und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen,
spricht der HERR, dein Erbarmer.
Jesaja 54,10
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.
Römer 12,12
Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
1. Johannesbrief 4, 16
Sicher habt Ihr Euch schon Gedanken gemacht, wen Ihr bitten wollt, das Patenamt für Euer Kind zu übernehmen. Die Entscheidung ist nicht immer leicht.
Einerseits ist ein Zeichen Eures Vertrauens jemanden zu bitten, für Euer Kind in dieser besonderen Weise da zu sein, andererseits möchtet Ihr niemanden zu dieser Aufgabe drängen. Ich hoffe, die folgenden beispielhaften Fragen und Antworten können Euch bei der Entscheidung zumindest etwas helfen.
Die Paten geben die Zusage, sich in besonderer Weise mit Euch um Euer Kind zu kümmern und es so zu begleiten, dass es später verantwortlich auf die Taufe antworten kann.
Dazu ist es gut, wenn sie frühzeitig einen eigenen Kontakt zu Eurem Kind aufbauen und pflegen. Geschenke zu Weihnachten oder zum Geburtstag können ein Ausdruck dieser Beziehung sein und messen sich sicherlich nicht nach dem Geldwert, sondern nach der Bereitschaft, das Patenkind als Persönlichkeit wahrzunehmen.
Ermutigt die Paten Eurer Wahl nur kleine Dinge aber um so mehr Zeit zu schenken.
Auf dem Boden des persönlichen Kontaktes können Gespräche über das, was uns Menschen im Innersten bewegt, über Einsichten und Antworten des christlichen Glaubens wachsen. So öffnen auch die Paten Zugänge zu Gott.
Ermutigt die Paten zu solchen Gesprächen, indem Ihr auch von Euch selbst erzählt, was Euch bewegt, und welche Zugänge Ihr zu Gott gefunden habt.
Mit der Absicht, Euer Kind taufen zu lassen, bezeugt Ihr Euer Zutrauen, dass der christliche Glaube für das Leben Eures Kindes besondere Bedeutung haben kann und möge. Die Paten sollen es auf diesem Weg begleiten und leiten. Darum versteht es sich von selbst, dass die Paten selbst auf diesem Weg sind und dem christlichen Glauben zugehören.
Das Patenamt kann übernehmen, wer selbst als Kind getauft und später konfirmiert wurde, bzw. im religionsmündigen Alter getauft wurde und auch heute noch einer christlichen Kirche angehört. Dazu zählen neben der evangelischen und katholischen Kirche auch alle Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen,
nicht aber Religionsgemeinschaften, die im Widerspruch einiger fundamentaler biblischer Bekenntnisse stehen, wie die Zeugen Jehovas oder die Neuapostolen.
Mindestens ein Pate, der zur evangelischen Kirche gehört.